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Die libanesische Hisbollah-Miliz hat trotz der massiven israelischen Luftangriffe ihre fortbestehende Kampfbereitschaft bekundet. Die Miliz drohte am Dienstag damit, Ziele in ganz Israel anzugreifen. Eine Waffenruhe sei der einzige Ausweg aus dem Konflikt, sagte Hisbollah-Vizechef Naim Kassem aber auch. Die Miliz feuerte erneut Raketen auf nordisraelische Städte ab und griff nach eigenen Angaben einen israelischen Panzer im Grenzgebiet an. Israel flog seinerseits weitere Luftangriffe.
Kassem betonte in einer Ansprache, seine Miliz lasse sich "nicht besiegen". Da Israel den "gesamten Libanon" ins Visier genommen habe, habe die Hisbollah das Recht, "jeden Ort" in Israel anzugreifen. "Die Lösung ist eine Waffenruhe", fügte der Hisbollah-Vizechef Kassem hinzu. "Ich spreche nicht aus einer Position der Schwäche heraus, denn wenn Israel (eine Waffenruhe) nicht will, werden wir weitermachen."
Die libanesische Regierungschef Nadschib Mikati kündigte in einem Interview der Nachrichtenagentur AFP an, im Falle einer Waffenruhe die Präsenz der Armee im Süden des Landes zu verstärken.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte nach Angaben seines Büros in einem Telefonat mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron, er lehne eine "einseitige Waffenruhe ab, die die Sicherheitslage im Libanon nicht verändern würde".
Die Hisbollah setzte derweil ihre Angriffe auf Israel fort und feuerte nach eigenen Angaben "Raketensalven" auf die Küstenmetropole Haifa sowie die nordisraelische Stadt Safed und einen nahegelegenen Militärstützpunkt ab. In einem libanesischen Grenzdorf hätten sich zudem Hisbollah-Kämpfer Gefechte mit israelischen Soldaten geliefert, erklärte die schiitische Miliz.
Nahe dem Grenzort Ramia griff die Hisbollah nach eigenen Angaben außerdem einen israelischen Panzer und drei Bulldozer an. Die Fahrzeuge seien durch den Raketenangriff in Brand geraten, teilte die Miliz mit.
Die Hisbollah gehört zur gegen Israel gerichteten "Achse des Widerstands" unter der Führung des Iran. Nach dem Großangriff der mit ihr verbündeten islamistischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 eröffnete die Hisbollah mit ständigen Raketenangriffen eine zweite Front gegen Israel.
In den vergangenen Wochen weiteten die israelischen Streitkräfte ihre Luftangriffe auf die Hisbollah massiv aus. Zudem starteten sie vor rund zwei Wochen Bodeneinsätze im südlichen Libanon gegen Stellungen der Miliz.
Anfangs hatten sich die Luftangriffe vor allem gegen die Hisbollah-Hochburgen im Süden des Landes sowie in südlichen Vororten von Beirut gerichtet. Zuletzt griff die Armee auch Ziele im Zentrum der Hauptstadt sowie im Norden und Osten des Landes an.
Mehrere israelische Luftangriffe hätten am Dienstag das östliche Bekaa-Tal getroffen, berichtete die amtliche libanesische Nachrichtenagentur ANI. Ein Krankenhaus in der Stadt Baalbek musste demnach seinen Betrieb aussetzen. Auch Dörfer im Süden des Libanon seien angegriffen worden.
Das libanesische Gesundheitsministerium erklärte am Dienstag, bei den israelischen Luftangriffen am Vortag seien insgesamt 41 Menschen getötet worden.
Internationale Besorgnis hatte zuletzt zudem der wiederholte Beschuss von Soldaten der UN-Friedenstruppe Unifil im Südlibanon ausgelöst. Mindestens fünf Unifil-Soldaten waren in den vergangenen Tagen durch israelischen Beschuss an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon verletzt worden. Die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni, deren Land an der UN-Mission beteiligt ist, kündigte an, am Freitag in den Libanon zu reisen.
Israel wägt derweil weiter seine Reaktion auf den iranischen Raketenangriff vor rund zwei Wochen ab. Die Entscheidungen dazu würden "auf der Grundlage unseres nationalen Interesses" getroffen, erklärte Netanjahu am Dienstag.
Seine Regierung werde sich zwar auf die "Meinungen der US-Regierung" anhören. "Aber wir werden unsere endgültigen Entscheidungen auf der Grundlage unseres nationalen Interesses treffen", hieß es in einer Erklärung von Netanjahus Büro.
US-Medien hatten zuvor berichtet, Israel habe den USA zugesichert, bei einem möglichen Gegenangriff auf den Iran auf den Beschuss von Atom- und Ölanlagen zu verzichten. Unter Berufung auf US-Beamte berichteten die "Washington Post" und das "Wall Street Journal", Netanjahu habe dem Weißen Haus mitgeteilt, dass ein Gegenangriff sich auf iranische Militäreinrichtungen beschränken werde.
Der Iran hatte Israel am 1. Oktober mit fast 200 Raketen angegriffen, zehn Millionen Menschen mussten in Schutzräume flüchten. Vier Tage zuvor hatte die israelische Armee bei einem gezielten Luftangriff in Beirut Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah getötet.
Netanjahu hatte nach dem iranischen Angriff Vergeltung angekündigt. Seither laufen verstärkte internationale Bemühungen, um eine weitere Eskalation in der Region zu verhindern.
S.Weaver--TFWP